Wir, Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur, Juden und Nichtjuden, erheben unsere Stimme gegen Antisemitismus und Antizionismus in all ihren Formen. Es ist unerträglich, dass Hass gegen Jüdinnen und Juden in Europa wieder offener zutage tritt und in Teilen der Gesellschaft auf Toleranz oder gar Verständnis stößt.
Unsere Solidarität gilt daher auch unmissverständlich Israel – dem einzigen jüdischen Staat und sicheren Zufluchtsort für Jüdinnen und Juden weltweit. Sein Existenzrecht, nicht zuletzt auch als die historische Heimstätte des Judentums, ist unverrückbar. Wer es in Frage stellt, stellt die Sicherheit jüdischen Lebens insgesamt in Frage.
Wir wenden uns entschieden gegen Dämonisierung, Delegitimierung und Doppelstandards gegenüber Israel in Politik, Medien und öffentlichem Diskurs. Mit Sorge sehen wir, dass Teile der Zivilgesellschaft – darunter auch international renommierte Organisationen – durch einseitige Agitation und Lobbyarbeit zur anti-israelischen und antijüdischen Eskalation beitragen. Wer ein Palästina „from the river to the sea“ fordert, spricht jüdischen Menschen in der Region das Existenzrecht ab. Und wer den Völkermordbegriff leichtfertig verdreht und gegen Israel anwendet, adaptiert zynisch eine der ältesten und gefährlichsten antisemitischen Verleumdungen, die über Jahrhunderte als Vorwand für Pogrome, Vertreibungen und Massenmorde diente.
Die Shoa war der unvorstellbare Höhepunkt jahrhundertelanger Verfolgung – aber nicht ihr Ende. Vertreibungen aus arabischen Ländern, wiederholte Kriege und Terroranschläge haben gezeigt: Kein anderes Land der Welt konnte die Sicherheit seiner jüdischen Bürgerinnen und Bürger garantieren. Israel ist daher nicht nur „ein Staat wie jeder andere“, sondern die zwingende historische, moralische und rechtliche Konsequenz aus der Shoa – und der Garant für jüdisches Überleben.
Österreich trägt dabei eine besondere Verantwortung. Bundeskanzler Franz Vranitzky hat 1991 mit seiner historischen Rede die Mitverantwortung Österreichs für die Verbrechen der Shoa anerkannt. Sebastian Kurz hat Österreichs Solidarität mit Israel international sichtbar gemacht. Karl Nehammer hat das Selbstverteidigungsrecht Israels – insbesondere nach dem 7. Oktober 2023 – klar bekräftigt.
Die heute gewachsene Freundschaft zwischen Österreich und Israel basiert auf jahrzehntelanger Arbeit, Verlässlichkeit und gegenseitigem Vertrauen. Die aktuelle Bundesregierung ist gefordert, sorgsam mit diesem Erbe umzugehen und Österreichs Freundschaft zu Israel konsequent in konkrete Politik umzusetzen. Es liegt in der Verantwortung der gesamten österreichischen Bundesregierung, das Verhältnis zu Israel nicht nur rethorisch und historisch zu begründen, sondern aktiv und zukunftsgerichtet positiv zu gestalten. Österreich kann und soll dabei eine Brücke in Europa sein – im Bewusstsein seiner Vergangenheit und im Bekenntnis zu einer gemeinsamen, sicheren Zukunft.
Österreich und Israel sind heute weit mehr als politische Partner. Beide Länder sind durch ein lebendiges Netz kultureller, wirtschaftlicher und akademischer Beziehungen miteinander verbunden. Österreichische und israelische Universitäten forschen gemeinsam an Zukunftsfragen, junge Menschen begegnen einander in Austauschprogrammen und tragen Freundschaften und Ideen über Grenzen hinweg.
Besonders die Kultur verbindet uns auf eine unmittelbare, menschliche Weise: Israelische Künstlerinnen und Künstler bereichern das österreichische Kulturleben, österreichische Orchester, Theater und Museen sind in Israel präsent. In diesen Begegnungen entsteht mehr als Kooperation – es entstehen Nähe, Vertrauen und die Wahrnehmung einer gewachsenen Freundschaft.
Diese Vielzahl an Beziehungen zeigt: Was Österreich und Israel verbindet, geht über die Tagespolitik hinaus. Es sind Menschen, Ideen und gemeinsame Werte, die beide Länder miteinander verweben – und damit das Fundament für eine Partnerschaft legen, die Zukunft hat. Wir wenden uns daher auch entschieden gegen jede Form von Sanktionen oder Boykott israelischer kultureller und wissenschaftlicher Einrichtungen oder der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit mit Israel, sowohl auf bilateraler Ebene wie auch im Rahmen der Europäischen Union.
Gleichzeitig gilt unser Einsatz universell: Jeder Mensch – unabhängig von Religion, Herkunft, sexueller Orientierung oder sozialem Status – hat Anspruch auf ein Leben in Würde. Dazu gehört selbstverständlich das Recht der Menschen in Gaza, frei über ihr Leben zu bestimmen, ohne unter dem Terror der Hamas zu leiden, die skrupellos auch die eigene Bevölkerung gefährdet.
Radikalisierung, Antisemitismus und Antizionismus bedrohen also nicht nur jüdisches Leben sowie die Existenz des Staates Israel – sie bedrohen die Grundwerte unserer demokratisch-liberalen Gesellschaft und westlichen Wertegemeinschaft. Es kann nicht angehen, dass allenfalls berechtigte Kritik an der Regierung in Israel zu Hass gegen Juden oder zu Sanktionen und Boykotten im kulturellen, wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Leben führt. Deshalb sagen wir klar: Wir stehen an der Seite Israels. Wir stehen an der Seite jüdischer Menschen in Österreich, in Europa und weltweit. Wir schweigen nicht und erwarten auch von unserer Bundesregierung, dass sie Haltung bewahrt.
(In alphabetischer Reihenfolge. Diese Liste wird einmal pro Werktag aktualisiert.)